16.08.2016

zaitgeschichte

Olivenöle sind zwar nicht in aller Munde, aber doch in vielen Geschäften zu finden. Zahlreiche Anbieter, zunehmend aus der Türkei und Nordafrika, drängen neben Italien, Spanien und Griechenland auf den deutschen Markt. Olivenbauern investieren in neue Bäume, Mühlen, Infrastruktur und hoffen, von der EU hochsubventioniert, auf das große Geschäft. Doch in den meisten deutschen Küchen fristet Olivenöl, in der Regel vom Discounter, ein beschauliches Nischendasein.
Das entscheidende Kriterium des Handels (und der Verbraucher) ist der Preis und die mehr als hundert Jahre alte Erkenntnis des englischen Sozial­reformers John Ruskin, dass für wenig Geld nur wenig Wert zu bekommen sei, verhallt seit Generationen ungehört. Teure Preise garantieren nicht automatisch höchste Qualität. Auch bei sogenannten Premiumölen finden sich signifi­­kante Qualitätsschwankungen. Von uns probierte Olivenöle in Bioqualität aus der Türkei erfüllten nicht einmal die äußerst geringen EU-Standards für die Bezeichnung Natives Olivenöl Extra. Der Preis für den Liter: 30,- Euro. Das mag nicht die Regel sein, im Premiumbereich finden sich viele gute Olivenöle, die um die Gunst der Kunden werben. Doch gutes Olivenöl bekommt nur langsam die ihm gebührende Wertschätzung, das Verständnis für den aufwändigen Produktionsprozess, den gute Qualität erfordert. Insgesamt sehen Händler daher heute bei hochqualitativen Olivenölen mehr ein Nachfrage- als ein Angebotsproblem.
Einen dritten Weg neben Discount- und Premiumbereich versucht die Kategorie: Olivenöl als Lifestyleprodukt. Extravagant gestaltete Behältnisse passend zu Messerblock, Esstisch und Geschirr beinhalten eher durchschnittliche Qualitäten. Den Preis bestimmt das Design, die Ölqualität ist dabei sekundär.
Der Markt für Olivenöle ist in Bewegung, in Ordnung ist er damit nicht. Das war bei unserem ersten Kontakt mit diesem alten mediterranen Kulturgut vor mehr als zehn Jahren nicht anders, und dieser unbefriedigende Zustand inspirierte uns zu dem Versuch, Handel anders zu verstehen und zu organisieren. Die zu lösenden Fragen betrafen Qualität und deren Sicherung, das Preis-Leistungs-Verhältnis, die Transparenz von Produktion und Vertrieb, ein nicht nur profitorientiertes Arbeiten und die Kapitalbeschaffung, um nur einige zu nennen. Als Ziel formulierten wir einen Han­­­­­del zum Vorteil aller daran Beteilig­ten. Die Umrisse waren schnell skizziert: Höchste Qualität, günstiger Preis, umfassende Transparenz und hohe Glaubwürdigkeit. So machten wir uns auf die Suche nach Produzenten, die bei kleinen Startmengen diesen Versuch mit uns wagen wollten. Die nötige Kompetenz erwarben wir durch zahlreiche Besuche bei Produzenten vor Ort und durch Mitwirken beim Aufbau des Deutschen Olivenöl Panels, dessen Mitglied wir bis heute sind. Die von uns gefundenen Olivenöle mussten nicht nur in einem, sondern auch in den Folgejahren von konstant guter Qualität sein. Um der Geschmacksvielfalt der Oliven gerecht zu werden, begannen wir mit drei präg­nanten Olivenölen aus drei Ländern: Italien, Spanien und Griechenland. Parallel dazu entwickelten wir als Qualitätssiegel Olivenöl Panels, dessen Mitglied wir bis heute sind. Die von uns gefundenen Olivenöle mussten nicht nur in einem, sondern auch in den Folgejahren von konstant guter Qualität sein. Um der Geschmacksvielfalt der Oliven gerecht zu werden, begannen wir mit drei präg­nanten Olivenölen aus drei Ländern: Italien, Spanien und Griechenland. Parallel dazu entwickelten wir als Qualitätssiegel ein Logo aus dem Wort zait, dem ältesten Begriff für Olivenbaum.

Bis heute gilt es, in Vorbereitung einer neuen Saison, die Hürde der Finanzierung zu meistern. Öle in von uns gewünschter Qualität sind oft ein rares Gut und müssen nach Ernte und Pressung geordert und auch bezahlt werden.
Nun ist laut Mark Twain ein Banker jemand, der einem einen Regenschirm leiht, ihn aber sofort zurückhaben will, wenn es zu regnen beginnt. In unserem Fall wurde der Regenschirm gleich ganz verweigert, ein Projekt wie das unsere galt nicht als kreditwürdig. So entstand aus der Not heraus das Konzept der Kundenkredite. Seit nunmehr zehn Jahren sind sie die Grundlage bankenunabhängigen Arbeitens.

Für die Qualitätssicherung und tatsächliche Partnerschaft ist der persönliche Kontakt in die Erzeugerländer unverzichtbar. Einmal im Jahr besuchen wir alle unsere Produzenten in deren Mühle, um Jahrgang, Qualität, Preise, Neuigkeiten und persönliche Dinge zu besprechen. Wenn möglich, werden dort auch gleich die für uns besten Chargen des aktuellen Jahrgangs ausgewählt. Zurück in Deutschland folgen sensorische und chemische Untersuchungen. Erst wenn uns alle Ergebnisse zufriedenstellen, wird das Öl geordert und in unserem Auftrag abgefüllt.
Als eines der ersten Unternehmen in Deutschland machten wir alle Parameter unserer Olivenöle öffentlich zugänglich: Herkunft, Olivensorte, Produzenten, Sensorik und die Ergebnisse der chemischen Untersuchungen, inklusive Pestiziden und Weichmachern.

Für ein günstiges Preis-Leistungs-Verhältnis steht die Idee des Jahresvorrates. Wer sein Olivenöl frisch zu Saisonbeginn im Gebinde ab drei Liter als Jahresvorrat kauft, hilft uns, u.a. Verwaltungs-, Lager- und Verpackungskosten zu sparen. Die dabei entstehenden Kostenvorteile geben wir direkt an unsere Kunden weiter.

Im September 2010 wurden wir vom Rat für Nachhaltige Entwicklung in Berlin im Beisein von Bundeskanzlerin Angela Merkel ausgezeichnet. Bei insgesamt 45 Projekten, Firmen und Initiativen, die diese Auszeichnung erhielten, gehörten wir zu den sieben, die ihre Arbeit in Berlin präsentieren durften. Als ausschlaggebend galt unser Zusammenführen von ökonomischen, kulturellen und sozialen Parametern.

Beitrag aus dem zaitgeschehen 10 Jahre, Frühjahr 2011

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen